Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein - Buddy Bo (2024)

KIEL. Studien zeigen, dass immer mehr Kinder nicht über Basiskompetenzen im Lesen verfügen. Lesen ist aber eine Schlüsselkompetenz und die Grundlage für eine Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Wie können Grundschullehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler beim Leselernprozess noch besser unterstützen? Die neue vom Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) entwickelte Trainings-App BuddyBo hilft nun dabei. Vor allem Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Jahrgangsstufe können mit Hilfe der App ihren Leseprozess automatisieren – und zwar beim Lesen von Buchstaben, Silben, Wörtern und Sätzen. Ziel ist es, dass Kinder am Ende der Grundschulzeit 120 Silben pro Minute flüssig und sinnentnehmend lesen können. BuddyBo ist der Name des Roboters, der die Schülerinnen und Schüler durch die App begleitet. Die App ist Bestandteil des IQSH-Programms „Niemanden zurücklassen– Lesen macht stark“; die Erstellung wurde durch das Land Schleswig-Holstein mit 200.000Euro gefördert. Jetzt wurde die App erstmalig an der Goethe-Grundschule in Kiel im Unterricht eingesetzt.

Das Projekt ist das erste abgeschlossene Vorhaben aus unserer KI-Förderung im Schulbereich. Das ist enorm wichtig, denn es betrifft zwei Bereiche, in denen wir schnell sein müssen: Die Digitalisierung müssen wir zügig in allen Bereichen voranbringen. Außerdem gibt es Schülerinnen und Schüler, die Schwierigkeit beim Lesen haben und denen daher der Antrieb und der Spaß beim Lernen verloren geht. Wenn wir diese Kinder mit Mitteln der Digitalisierung unterstützen können, müssen wir das unbedingt nutzen. Genau das passiert mit der Trainings-App. Es freut mich daher sehr, dass das Projekt vom IQSH so schnell umgesetzt wurde“, sagte Digitalisierungsminister Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei, heute (3.März) beim ersten Einsatz von BuddyBo an der Goethe-Grundschule in Kiel.

Für kommende Vorhaben– beispielsweise auch im Bereich der Mathematik– seien die Erfahrungen wertvoll, die jetzt mit der praktischen Anwendung in der Schule gesammelt würden. „Ich bin mir sicher: Es wird nicht das letzte KI-Projekt im Schulbereich sein“, so Schrödter, der allen Beteiligten für ihren großen Einsatz und ihre kreativen Ideen bei diesem Projekt dankte.

Lesekompetenz ist der Schlüssel für eine gleichberechtigte Teilhabe am schulischen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben, und sie ist ein Schutzschild für unsere Demokratie“, sagte Bildungsministerin Karin Prien. Der jüngste IQB-Bildungstrend habe jedoch gezeigt, wie groß der Handlungsbedarf bei den Basiskompetenzen Lesen, Schreiben, Zuhören und Rechnen sei. „Erste Schritte für eine Trendumkehr sind wir bereits gegangen und haben einen Handlungsplan Basale Kompetenzen mit einem Bündel von kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen entwickelt.
Viele erprobte und geeignete Diagnostikinstrumente, Programme und Maßnahmen seien bereits gelebte Praxis. Sie stünden den Schulen zur Verfügung, würden allerdings noch nicht flächendeckend genutzt. Nach ihren Worten ist die neue App eine sehr gute und zeitgemäße Ergänzung. „Unser Programm ‚Niemanden zurücklassen– Lesen macht stark‘ für Grundschulen und Gemeinschaftsschulen ist vielfach erprobt und hat sich bewährt. Ich freue mich, wenn nun auch BuddyBo– der Roboter der App– dazu beiträgt, den Grundschulkindern die Welt des Lesens zu eröffnen“, sagte Ministerin Prien.

Wir haben mit dieser App in unserem Programm ‚Lesen macht stark/ Grundschule‘ nun eine sehr gute neue Unterstützung sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrkräfte“, sagte Petra Fojut, IQSH-Abteilungsleiterin Fort- und Weiterbildung. Sie sei froh über die finanzielle Förderung des Landes, ohne die diese App nicht hätte erstellt werden können. „Ich sehe sieben große Vorteile der App:

  1. Die Schülerinnen und Schüler verbessern durch das intensive Training ihre basale Lesekompetenz.
  2. Die App ist ortsunabhängig und lernstandunabhängig sehr vielfältig in unterschiedlichen Szenarien einsetzbar.
  3. Die Schülerinnen und Schüler sind durch die 28unterschiedlichen Trainingslevels und Wettbewerbselemente motiviert, lesen zu lernen und ihr Können unter Beweis zu stellen.
  4. Die Lehrkraft kann den Lernverlauf der Kinder passgenau begleiten.
  5. Die Lehrkraft kann durch die App ein gezieltes Feedback geben.
  6. Die Lehrkraft hat mehr Zeit für individuelle Begleitung und individuelle Förderung.
  7. Der KI-gestützte Chatbot unterstützt die Lehrkräfte bei der Anwendung der App, beantwortet auftauchende Fragen, lernt dazu und kann somit im Laufe der Zeit immer besser antworten.

Nun sei es das Ziel, dass möglichst viele Grundschulen das Programm „Lesen macht stark“ und die darin integrierte App in ihrem Unterricht einsetzten. Den Schulleitungen der Grundschulen und Förderzentren sei die App daher in dieser Woche vorgestellt worden. Die App werde in die bestehenden Fortbildungen, insbesondere in die Zertifikatskurse integriert. Es seien digitale Informationsveranstaltungen und die Unterstützung der Fachkonferenzen der Schulen geplant. Zudem soll die App in die Ausbildung der jungen Lehrkräfte aufgenommen werden. Ein Instruktionsvideo führe die Lehrkräfte effizient in die Abläufe und Besonderheiten der App ein. „Jetzt wünsche ich mir natürlich, dass viele Schülerinnen und Schüler mit Unterstützung dieser Trainings-App mit viel Freude und Motivation besser lesen lernen“, so Fojut.

Wir setzen das Programm ‚Niemanden zurücklassen– Lesen macht stark‘ schon seit vielen Jahren an unserer Schule um“, sagte Schulleiterin Martina Holst. Denn das Material sei unabhängig von Schulbüchern und Fibeln gut verwendbar. „Daher habe ich mich auf die digitale Weiterentwicklung mit einer App auch sehr gefreut. Jetzt sei sie sehr gespannt, wie sich die App im Unterricht bewährt. „Ich bin aber sicher, dass sie eine wunderbare Unterstützung für die Lehrkräfte ist, weil sie ihnen eine gute individuelle Rückmeldung zum Kind gibt.

Hintergrundinformationen zur Trainings-App BuddyBo

Mit der Programmierung der App wurde nach einer Ausschreibung die Firma Bornholdt Lee GmbH aus Hamburg beauftragt. Die App steht zunächst für iPads zur Verfügung.

Zielgruppe

Insbesondere Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Jahrgangsstufe, bei denen nach der Diagnostik deutlich wird, dass basale Kompetenzen für den Leseprozess nicht ausreichend vorhanden sind, sind die Zielgruppe dieser App.

Einsatzmöglichkeiten

Die App ist für den kontinuierlichen Einsatz an Grundschulen und Förderzentren konzipiert. Das Training sollte durch die Lehrkraft begleitet und unterstützt werden.

  • Die App kann in Fördergruppen zum Einsatz kommen.
  • Die App kann in Förderbändern der Schule eingesetzt werden.
  • Die App kann mit der gesamten Lerngruppe im Rahmen von institutionalisierten Trainingszeiten oder offeneren Organisationsformen (Arbeitsplan/Wochenplan) eingesetzt werden.
  • Die App kann, nach Absprache, außerschulisch z.B. im Krankenhausunterricht eingesetzt werden.
  • Die App kann, nach Absprache, in anderen Szenarien außerhalb der Unterrichts eingesetzt werden, wenn es der individuellen Lernentwicklung der Schülerin oder des Schülers dient.

Format

Die Schülerinnen und Schüler trainieren 4 mal die Woche 15 bis 20Minuten. Trainiert wird kooperativ zu zweit, also mit einem Partner / einer Partnerin. Es ist allerdings auch möglich, alleine zu trainieren.

Inhalt

Es stehen Leseaufgaben mit 28im Niveau ansteigenden Levels für das Training zur Verfügung (1– 14 für die Grundstufe und 15– 28 für die Aufbaustufe).

Funktionsweise und Umsetzung

  • Vor dem Start mit der App weist die Lehrkraft auf der Grundlage einer vorherigen Diagnostik den Schülerinnen und Schülern einen Level in der App zu.
  • Die Schülerinnen und Schüler können die Inhalte der 28Level in immer wiederkehrenden Phasen trainieren. Die Level können von der Lehrkraft jederzeit angepasst werden.
  • Die Kinder trainieren in der Regel kooperativ im Tandem. Die App führt die Kinder durch die einzelnen Phasen des Trainings. Jede Phase wird durch eine Audioansage des begleitenden Roboters BuddyBo eingeleitet. Ein virtueller „Lesefinger“ markiert die zu lesenden Silben und Wörter. Die zu instruierenden Inhalte können individuell in 3Geschwindigkeiten abgespielt werden. Rollenzuweisungen im Training werden visualisiert.
  • Die Kinder beweisen im Levelcheck ihr Können. Die eingelesenen Texte werden aufgenommen und an das Lehrertablet, ohne Zugriff auf das Internet, übermittelt. Die Lehrkraft kann asynchron den Text abhören und entscheiden, ob der Level bestanden wurde.
  • Eine Zielsetzung zu Beginn der Trainingsphase sowie ein Feedback am Ende der Trainingsphase betten das Training ein. Die Leseaktivitäten der Tandems werden in verschiedenen Statistiken auf dem Lehrertablet visualisiert und bilden die Grundlage für ein analoges formatives Feedback.
  • Haben die Schülerinnen und Schüler ein Level bestanden, so können sie in einem Buchstabenrennen spielerisch weiter trainieren. In einer Minute sollen sie so viele „Runden“ wie möglich schaffen. Die Grundsätze des Trainings bleiben hier erhalten.
  • In der gesamten App wird auf ablenkende blinkende und sich bewegende Inhalte bewusst verzichtet. Die volle Konzentration liegt auf den Leseaufgaben. Die Motivation und die Effektivität erfolgen zum einen über die „Challenge“, das nächste Level zu erreichen, zum anderen über das kooperative Unterstützungssystem der Lesetandems.
  • Die Lehrkräfte werden bei der Zusammensetzung der „hom*ogenen“ Tandems durch eine zusätzliche Diagnostik, die in die App implementiert ist, unterstützt. Wie beim Levelcheck werden hier die einzulesenden Inhalte, aufgeteilt in Grund- und Aufbaustufe, aufgenommen und übermittelt.
  • Der Chatbot, der den Lehrkräften offline zur Verfügung steht, hat die Aufgabe, alle anstehenden Fragen zum Training und zur Technik schnell und effizient zu beantworten. Die Konzepttreue des Trainings wird damit befördert und Unsicherheiten im Umgang mit der App und der Technik wird vorgebeugt. Der Chatbot wird laufend mit neuen Daten gepflegt und lernt dadurch mit. So wird die Antwortfunktion des Chatbot ständig verbessert und so werden die Lehrkräfte bei der Anwendung der App gut unterstützt. Hier liegt das KI-Element der App.

Weitere Informationen zur App und zum Programm „Niemanden zurücklassen – Lesen macht stark Grundschule“

APP - Lesen macht stark Training - Förderung der Lesekompetenz und der mathematischen Kompetenz (lernnetz.de)

Ein Instruktionsvideo zur App steht hier zur Verfügung:

https://www.youtube.com/watch?v=rW411mhxxcY&list=PLvzmKdwtzTv-vGAyyFgFDRysgXzvcnO_D&index=2

Screenshots von der App und Fotos von der Einführung an der Goethe-Schule in Kiel

https://cloud.iqsh.de/s/zdc29HAn3jf8a4P

Verantwortlich für diesen Pressetext: Petra Haars | Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein | Schreberweg 5, 24119 Kronshagen | Telefon 0431 5403-103 | Telefax 0431 5403-9886230-103 | E-Mail: pressestelle@iqsh.landsh.de | www.iqsh.schleswig-holstein.de I https://twitter.com/_IQSH I Medien-Informationen des IQSH finden Sie aktuell und archiviert im Internet unter www.iqsh.schleswig-holstein.de |
Das IQSH ist eine Einrichtung des Ministeriums für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein (MBWFK).

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